Bissiges

März 26, 2007

Abiturienten

Filed under: Abitur,Schülerverhalten — laempel @ 9:37 pm

Das Abitur wurde einmal auch Reifezeugnis genannt. Einige benutzen diese Bezeichnung immer noch. Wahrscheinlich hängt dieser Name damit zusammen, dass diejenigen, welche diese Bescheinigung nach zwölf, dreizehn oder auch mehr Jahren Schulzeit erwerben, so lange durchgehalten haben. So wie guter Wein oder Käse durch eine längere Reifung ihre Qualität erhalten, so werden auch die Schüler gelagert, in der Hoffnung, dass am Ende eine ausgebildete, gereifte Persönlichkeit die Anstalt verlässt.

Was Persönlichkeit angeht, so soll die den Abiturienten nicht abgesprochen werden. Es ist immer wieder bewundernswert, welche Facetten menschlichen Geistes, welche Kreativität, welche Lebenslust zu beobachten sind. Ob es aber unbedingt etwas mit Reife zu tun hat, wenn nach dem schriftlichen Abitur so intensiv gefeiert wird, dass einem am nächsten Schultag allein von der Raumluft schwindlig wird und der ein oder andere Schüler den Kopf nicht mehr von Tisch heben kann? Auch die Sitte, nach Abschluss der Klausuren gegenüber anderen obszöne Gesten von sich zu geben — bis hin zur Entblößung privatester Körperteile — zeugt nicht gerade von gutem Geschmack.

Da fragt sich der Oberlehrer nur, wie die künftige Verkürzung der Schulzeit sich auf die Qualität der Jahrgänge auswirken wird.

März 23, 2007

Schulgesetz SH

Filed under: Schulpolitik — laempel @ 10:01 pm

Das just verabschiedete Schulgesetz bringt (nicht nur) zwei gravierende die Schulstruktur betreffende Neuerungen mit sich: die Regionalschule (Zusammenschluss von Haupt- und Realschule) und die Gemeinschaftsschule (eine „moderne“ Form der Gesamtschule, angeblich nach dänischem Vorbild). Diese Reformen sind das Ergebnis der großen Koalition in Schleswig-Holstein, wobei die Gemeinschaftsschule das Lieblingskind der SPD ist und die Regionalschule der Kompromiss, zu dem sich die CDU bekennt, die eigentlich mit dem Versprechen im letzten Wahlkampf angetreten ist, das dreigliedrige Schulsystem zu erhalten. Wie es mit Kompromissen so ist, dieser kam sehr plötzlich; die Betroffenen (Schüler, Lehrer, Eltern) erfuhren aus pädagogischen Gründen erst davon, dass solche Gedankenspiele überhaupt durchgeführt wurden, als es schon einen Kabinettsbeschluss gab. Schließlich wären sie mit diesen Detailfragen völlig überfordert gewesen.

Jetzt merken offenbar Teile der CDU, dass sie sich über den Tisch haben ziehen lassen. Denn das Bildungsministerium hat eine massive Kampagne anfahren lassen, damit an möglichst vielen Standorten Gemeinschaftsschulen eingerichtet werden. (Beantragt wird eine Umwandlung vom Schulträger, der natürlich unverzüglich ausgiebig über seine neuen Möglichkeiten informiert werden muss.) Auf kommunaler Ebene gibt die CDU als verzweifelte Gegenmaßnahme an die jeweiligen Abgeordneten Material heraus, damit diese sich für die Regionalschule einsetzen. Ob dies tatsächlich ausreicht, um dem Druck zu widerstehen, ist äußerst fraglich. Das Bildungsministerium soll sich schon sehr verschnupft gezeigt haben und fordert, die CDU-Spitze möge dafür sorgen, dass diese „Anti-Gemeinschaftsschul-Kampagne“ beendet wird. Mit welch harten Bandagen hier gekämpft wird, haben auch einige Kollegen erfahren müssen, denen massiv mit dienstrechtlichen Konsequenzen gedroht wurde, weil sie sich zu unvorsichtig gegen die Eingliederung ihres Gymnasiums in eine Gemeinschaftsschule aussprachen.

Es geht also um Ideologie und wieder einmal nicht um diejenigen, die es am meisten betrifft– die Schüler. In diesem Fall würden wir nämlich über eine bessere Unterrichtsversorgung reden, sicher auch über verbesserte, langfristige Fördermaßnahmen (der von der Regierung so hoch gelobte Fördertopf ist ein Tropfen auf dem heißen Stein, nachdem in den letzten zehn Jahren so ziemlich alles an Fördermitteln und -maßnahmen weggekürzt worden ist), außerdem über qualitativ hochwertige Fortbildungsveranstaltungen und nicht zuletzt auch über echte Ganztagsschulen, bei denen der Nachmittag nicht nur aus Hausaufgabenbetreuung und von Ehrenamtlern geführten AGs besteht (Das ist jetzt keine Kritik an der Arbeit der ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen, die m.E. schamlos ausgebeutet werden.). So aber versandet viel Geld in Umstrukturierungen, nur damit außen dann das politisch richtige Etikett klebt.

Eltern

Filed under: Eltern,Schülerverhalten — laempel @ 7:39 pm

Die vornehmste Aufgabe von Eltern ist es, alle Widrigkeiten von ihren Kindern fernzuhalten. An vorderster Stelle steht hier die Schule, welche mit überzogenem Leistungsdruck und fragwürdigen Anforderungen die Kinder verbiegt und sie in ihrer natürlichen Entwicklung hemmt. Deshalb muss alles getan werden, um die lieben Kleinen vor nicht wieder gutzumachenden Folgeschäden zu bewahren.

Mit dem frühen Aufstehen fängt es an. Es ist einfach für die Kinder eine zu hohe Belastung, jeden Morgen zeitig aus dem Bett zu kommen und pünktlich in der Schule zu sein (nachdem sie bis Mitternacht sich intensiv am Fernseher oder am Computer weitergebildet haben). Eine Entschuldigung („aus familiären Gründen“) schafft da Abhilfe und bewahrt den Sprößling vor ungerechtfertigter Zurechtweisung durch die Lehrkraft.

Hausaufgaben sind natürlich auch ein Problem. Schließlich müssen am Nachmittag die kommunikativen Fähigkeiten des Nachwuchses am PC durch Chatten trainiert werden. Außerdem hat der Kleine (seltener die Kleine) ja gar keine Zeit mehr zum Spielen; hier muss ein Ausgleich geschaffen werden. Wenn er schon den ganzen Vormittag im Klassenzimmer sitzen musste, kann er doch nicht den ganzen Nachmittag am Schreibtisch verbringen! Diese unsensiblen Pauker haben auch überhaupt keine Vorstellung von kindgemäßem Lernen! Eine Entschuldigung („konnte wegen eines dringenden Arzttermins/ Geburtstag der Oma / dringender Besorgungen nicht“) schafft da Abhilfe ….

Wenn dem armen Kleinen dann am Tag des Vokabeltests oder der Klassenarbeit so furchtbar schlecht ist, dass er nicht aufstehen kann, dann muss bei einem als Anwalt des Kindes die Fürsorge die Oberhand behalten. Natürlich kann der Liebling es sich im Bett gemütlich machen, wobei ihm sicher das Fernsehprogramm hilft, über diesen Schock hinwegzukommen. Was die verpasste Arbeit angeht, eine Entschuldigung schafft da Abhilfe ….

März 19, 2007

Saunaerfahrungen, die zweite

Filed under: Sauna — laempel @ 7:47 pm

Öffentliche Saunen sind, wie bekannt, immer in mehrere Zonen aufgeteilt, die mehr oder weniger Geselligkeit zulassen. Absolutes Schweigegebot gilt in der Regel in den Ruheräumen, in denen das Licht meist auch noch gedämpft ist, um zur Entspannung beizutragen. Dennoch herrscht selten wirkliche Ruhe: Saunierende treten ein oder verlassen den Raum, oft begleitet von einem entrüsteten „Pscht“ eines aufgeschreckten Ruhenden. Typisch ist auch das Paar, das sich laut flüsternd unterhält, im Glauben, dass es dadurch besonders rücksichtsvoll ist. Versuche einmal einer abzuspannen, wenn dauernd scharfe Zischlaute ans Ohr dringen!

Besonders, wenn auch unfreiwillig nervtötend sind die Zeitgenossen, die in eine besonders tiefe Entspannung sinken, einschlafen — und dann mal leisere, mal vernehmlichere Röchel-, Schluck- und Sägelaute von sich geben. Als Liegennachbar konzentriert man sich unweigerlich darauf, ob, wann und wie die nächste Lautäußerung kommt!

März 18, 2007

Gemeinschaftsschule

Filed under: Schulpolitik — laempel @ 9:20 pm

Alles wird besser, nun da die Gemeinschaftsschule kommt, die größte Errungenschaft des neuen schleswig-holsteinischen Schulgesetzes. Sie kommt zunächst einmal nicht ganz bzw. nur in Ausnahmefällen, denn da sich diese Schulform nicht so ohne Weiteres durchsetzen ließ, wird jetzt erst einmal die Regionalschule verpflichtend: Haupt- und Realschulen müssen sich nun während eines Übergangszeitraumes zwangsweise zusammenschließen; wie die Gegebenheiten vor Ort aussehen, ist erst einmal zweitrangig. Schließlich geht es darum, aus dem Pisa-Schock, dass unser Schulsystem keinen Ausgleich für soziale Benachteiligung bewirkt, zu lernen. (Eigentlich kein Wunder, nachdem man durch ständiges Kürzen die Hauptschulen an die Wand gefahren hat.)

Wir werfen also erst einmal alle Schüler zusammen und schaffen damit automatisch alle Bildungshindernisse ab, denn die Kinder werden nun nicht mehr durch die Schule, die sie besuchen, stigmatisiert. Durch gemeinsames Lernen werden sich die unterschiedlichen Voraussetzungen schon allein ausgleichen, die Schwächeren von den Särkeren lernen und alle werden glücklich sein bis ans Ende ihrer Tage….

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