Das just verabschiedete Schulgesetz bringt (nicht nur) zwei gravierende die Schulstruktur betreffende Neuerungen mit sich: die Regionalschule (Zusammenschluss von Haupt- und Realschule) und die Gemeinschaftsschule (eine „moderne“ Form der Gesamtschule, angeblich nach dänischem Vorbild). Diese Reformen sind das Ergebnis der großen Koalition in Schleswig-Holstein, wobei die Gemeinschaftsschule das Lieblingskind der SPD ist und die Regionalschule der Kompromiss, zu dem sich die CDU bekennt, die eigentlich mit dem Versprechen im letzten Wahlkampf angetreten ist, das dreigliedrige Schulsystem zu erhalten. Wie es mit Kompromissen so ist, dieser kam sehr plötzlich; die Betroffenen (Schüler, Lehrer, Eltern) erfuhren aus pädagogischen Gründen erst davon, dass solche Gedankenspiele überhaupt durchgeführt wurden, als es schon einen Kabinettsbeschluss gab. Schließlich wären sie mit diesen Detailfragen völlig überfordert gewesen.
Jetzt merken offenbar Teile der CDU, dass sie sich über den Tisch haben ziehen lassen. Denn das Bildungsministerium hat eine massive Kampagne anfahren lassen, damit an möglichst vielen Standorten Gemeinschaftsschulen eingerichtet werden. (Beantragt wird eine Umwandlung vom Schulträger, der natürlich unverzüglich ausgiebig über seine neuen Möglichkeiten informiert werden muss.) Auf kommunaler Ebene gibt die CDU als verzweifelte Gegenmaßnahme an die jeweiligen Abgeordneten Material heraus, damit diese sich für die Regionalschule einsetzen. Ob dies tatsächlich ausreicht, um dem Druck zu widerstehen, ist äußerst fraglich. Das Bildungsministerium soll sich schon sehr verschnupft gezeigt haben und fordert, die CDU-Spitze möge dafür sorgen, dass diese „Anti-Gemeinschaftsschul-Kampagne“ beendet wird. Mit welch harten Bandagen hier gekämpft wird, haben auch einige Kollegen erfahren müssen, denen massiv mit dienstrechtlichen Konsequenzen gedroht wurde, weil sie sich zu unvorsichtig gegen die Eingliederung ihres Gymnasiums in eine Gemeinschaftsschule aussprachen.
Es geht also um Ideologie und wieder einmal nicht um diejenigen, die es am meisten betrifft– die Schüler. In diesem Fall würden wir nämlich über eine bessere Unterrichtsversorgung reden, sicher auch über verbesserte, langfristige Fördermaßnahmen (der von der Regierung so hoch gelobte Fördertopf ist ein Tropfen auf dem heißen Stein, nachdem in den letzten zehn Jahren so ziemlich alles an Fördermitteln und -maßnahmen weggekürzt worden ist), außerdem über qualitativ hochwertige Fortbildungsveranstaltungen und nicht zuletzt auch über echte Ganztagsschulen, bei denen der Nachmittag nicht nur aus Hausaufgabenbetreuung und von Ehrenamtlern geführten AGs besteht (Das ist jetzt keine Kritik an der Arbeit der ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen, die m.E. schamlos ausgebeutet werden.). So aber versandet viel Geld in Umstrukturierungen, nur damit außen dann das politisch richtige Etikett klebt.